, Claudia Marks2, Martina Kahl-Scholz3 und Christel Vockelmann4
(1)
Praxis für Nuklearmedizin, Strassburger Allee 2-4, 45481 Mülheim, Deutschland
(2)
Klinik für Radioonkologie, Universitätsklinikum Tübingen, Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076 Tübingen, Deutschland
(3)
Möhnesee, Deutschland
(4)
Radiologische Klinik, Christophorus-Kliniken GmbH, Coesfeld, Deutschland
16.1 Allgemeines
M. Kahl-Scholz5
(5)
Möhnesee, Deutschland
16.1.1 Topographische Anatomie
Wichtige anatomische Strukturen aus dem Bereich „Kopf/Hals“ sind vor allem die Nasennebenhöhlen, die Schilddrüse, Lymphknoten und Speicheldrüsen.
Die Nasennebenhöhlen sind die luftgefüllten Räume in den der Nasenhöhle naheliegenden Knochen. Sie entsprechen dem Leichtbauprinzip. Zu den Nebenhöhlen zählen die Kieferhöhle (Sinus maxillaris), Stirnhöhle (Sinus frontalis), Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales) und die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidales).
Zu den großen Speicheldrüsen zählt die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea), die vor und hinter dem Ohr auf Unterkiefer und Warzenfortsatz liegt. Der Ausführungsgang (Ductus parotideus) mündet in der Mundhöhle gegenüber dem oberen zweiten Backenzahn. Weitere große speichelproduzierende Drüsen sind die Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis) und Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis).
Zu den kleinen Speicheldrüsen zählen die Lippendrüsen (Glandula labialis), Gaumendrüsen (Glandula palatinae), Wangendrüsen (Glandula buccales) und die Zungendrüsen (Glandula linguales).
16.1.2 Funktion
Die Speicheldrüsen haben eine vielfältige Funktion: Durch den produzierten Speichel wird die Speise bereits in der Mundhöhle angedaut, Erreger werden durch bestimmte Inhaltsstoffe abgetötet und die Schleimhaut wird feucht gehalten. Die Speicheldrüsen können sich, z. B. wenn die Ausführungsgänge durch Speichelsteine verstopft werden, entzünden
Die Nebenhöhlen sind ebenso wie andere Bestandteile des Schädels ein Teil des „Leichtbauprinzips“, das dem Schädelknochen weniger Gewicht gibt. Da die Nebenhöhlen mit Schleimhaut ausgekleidet sind, bieten sie ein feuchtwarmes Reservoir, in dem sich auch Keime wohlfühlen, die zu wiederkehrenden Entzündungen führen können.
16.2 Radiologische Diagnostik
C. Vockelmann6
(6)
Radiologische Klinik, Christophorus-Kliniken GmbH, Coesfeld, Deutschland
16.2.1 Sonographie
Primäre Bildgebung zur Untersuchung der Halsweichteile mit Schilddrüse, Speicheldrüsen und Lymphknoten stellt die Sonographie dar. Zur Beurteilung der Durchblutung wird zusätzlich die Farbdoppler-Sonographie genutzt.
Ein typisches Untersuchungsprotokoll der Sonographie vom Hals zeigt Tab. 16.1
Tab. 16.1
Untersuchungsprotokoll Sonographie Hals
Patientenvorbereitung | Keine |
Schallkopf | 7,5 MHz Linearschallkopf |
Standardebenen | Schilddrüse transversal, jeder Schilddrüsenlappen longitudinal Hals-Gefäß-Nervenscheiden jeweils longitudinal Vergrößerte Lymphknoten jeweils in 2 Ebenen |
Besonderheiten | Schilddrüsenvolumen (jeweils ein Lappen): Länge x Breite x Dicke × 0,5 |
16.2.2 Konventionelle Röntgendiagnostik
Typische Indikation für eine Röntgendiagnostik im Kopfbereich ist auch heute noch die Röntgenaufnahme der Nasennebenhöhlen. In aller Regel wird diese nur noch im occipito-mentalen Strahlengang angefertigt. Die Untersuchung sollte am sitzenden Patienten durchgeführt werden, da eine akute Sinusitis zu Flüssigkeitsspiegeln führt, die im Liegen im Röntgenbild nicht nachzuweisen sind.
Typische Einstelltechniken gibt Tab. 16.2 wieder.
Tab. 16.2
Typische Einstelltechnik Röntgen NNH
Patientenvorbereitung | Ketten etc. ablegen lassen, Piercing im Gesicht entfernen lassen |
Positionierung | Exakt vor dem Rasterwandstativ sitzend, Mund weit geöffnet, Kinn flach vor das Stativ gedrückt |
kV | 70–85 kV |
mA | Belichtungsautomatik |
Belichtungskammer | Mittleres Messfeld |
Aufnahmekriterien | Felsenbeine projizieren sich unterhalb des Bodens der Kieferhöhlen |
Die konventionelle Röntgendiagnostik spielt in der Bildgebung des Halses eine untergeordnete Rolle. Eine der wenigen möglichen Indikationen ist die laterale Aufnahme der Halsweichteile zur Beurteilung von Verkalkungen und Spondylophyten der HWS, die zu einer Einengung des Ösophagus führen. Typische Einstelltechniken gibt Tab. 16.3 wieder.
Tab. 16.3
Typische Einstelltechnik Röntgen Hals seitlich
Patientenvorbereitung | Ketten etc. ablegen lassen |
Positionierung | Exakt seitlich vor dem Rasterwandstativ |
kV | 65–75 kV |
mA | Belichtungsautomatik |
Belichtungskammer | Mittleres Messfeld |
Aufnahmekriterien | Gute Belichtung der prävertebralen Weichteile. Hautgrenzen abgrenzbar |
16.2.3 Durchleuchtung/Angiographie
Durchleuchtungsuntersuchungen des Halses können zur Beurteilung des Pharynx und Ösophagus, insbesondere auch des Schluckaktes durchgeführt werden. Seltene Indikationen sind Tränenwegsdarstellungen, hier gegebenenfalls auch mit der Möglichkeit zur interventionellen Therapie von Stenosen.
Einstelltechniken zeigt Tab. 16.4.
Tab. 16.4
Typische Einstelltechnik Schluckakt
Patientenvorbereitung | Ketten etc. ablegen lassen |
Positionierung | Seitlich und ap |
Bildfrequenz | 7,5–30 Bilder/sec |
Kontrastmittel | Iodhaltiges Kontrastmittel, ggf. auch angedickt mit Wackelpudding oder Keksen |
Aufnahmekriterien | Lippen/Zahnreihe im Bild, Pharynx komplett im Bild, oberer Ösophagus erfasst |
16.2.4 Computertomographie (CT)
Bei der konventionellen Röntgendiagnostik kann oftmals nicht sicher zwischen verminderten Pneumatisation und einer entzündlichen Verschattung der Nasennebenhöhlen differenziert werden. Vor einer operativen Therapie einer Sinusitis möchte der HNO-Arzt zusätzlich oft gerne die knöcherne Anatomie der Nasennebenhöhlen beurteilen können, da diese sehr variabel ist. So gibt es Patienten, bei denen die A. carotis in der Schädelbasis elongiert verläuft und mit oder sogar ohne knöcherne Deckung weit in die Keilbeinhöhle reicht. Auch die Rhinobasis, also die knöcherne Lamelle zwischen Frontalhirn und Nase, kann unterschiedlich tief angelegt sein. Dies sind für den Operateur elementar wichtige Informationen. Aus diesem Grund wird die CT-Untersuchung der Nasennebenhöhlen relativ häufig durchgeführt. Da es hierbei um knöcherne Strukturen und Weichteilschwellungen geht, also Befunde, die einen hohen Kontrast aufweisen, reicht zur Diagnostik einer Sinusitis oder vor einer OP ein low-dose-CT der Nasennebenhöhlen.
Tab. 16.5 zeigt ein typisches Untersuchungsprotokoll CT NNH mit Frage einer Sinusitis.
Tab. 16.5
Untersuchungsprotokoll CT NNH
Patientenvorbereitung | Piercing etc. im Untersuchungsbereich ablegen lassen |
Positionierung | Rückenlage, Arme am Körper entlang |
Scanbereich | Gesamte Nasennebenhöhlen, geplant am lateralen Scout |
kV | 80 kV, 30–50 mAS (low-dose-Protokoll) |
Kontrastmittel | Native |
Reformationen | Axial, coronar und sagittal in Knochenfenstertechnik, Schichtdicke 3 mm |
Aufnahmekriterien | Sämtliche NNH mit den knöchernen Grenzen abgebildet |
Insbesondere im Rahmen von Staginguntersuchungen bei Tumorerkrankungen oder in der Akutdiagnostik spielt die Computertomographie eine überragende Rolle. Beurteilt werden können sämtliche Halsweichteile, zusätzlich die Halsgefäße und die knöchernen Strukturen.
Tab. 16.6 zeigt ein typisches Untersuchungsprotokoll am Hals.