Diagnostik und Therapie – Gynäkologie

, Claudia Marks2, Julia Thiele3, Martina Kahl-Scholz4 und Christel Vockelmann5



(1)
Praxis für Nuklearmedizin, Strassburger Allee 2-4, 45481 Mülheim, Deutschland

(2)
Klinik für Radioonkologie, Universitätsklinikum Tübingen, Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076 Tübingen, Deutschland

(3)
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Fetscherstr. 74, 01307 Dresden, Deutschland

(4)
Möhnesee, Deutschland

(5)
Radiologische Klinik, Christophorus-Kliniken GmbH, Coesfeld, Deutschland

 




20.1 Allgemeines



M. Kahl-Scholz


(6)
Möhnesee, Deutschland

 


20.1.1 Topographische Anatomie


Neben der Brustdrüse zählen zu den weiblichen Geschlechtsorganen die Eierstöcke, Gebärmutter, Scheide und die Schamlippen.

Die Brustdrüse besteht hauptsächlich aus Fett- und Bindegewebe, der Haut mit dem Warzenvorhof (Areola mammae) und der Brustwarze (Papilla mammaria). Ab der Pubertät nimmt das Gewebe bei Frauen zu.

Der Eierstock (Ovarium) ist etwa pflaumengroß und liegt in der Seitenwand des Beckens in der Fossa ovaria. Von ihm geht der Eileiter (Tuba uterina) aus, der etwa 10–15 cm lang ist und in der Gebärmutter (Uterus) endet. Der Uterus ist birnenförmig und wird in den Körper (Corpus uteri) und den Gebärmutterhals (Cervix uteri) unterteilt. Letzterer geht in die Scheide (Vagina) über, die ca. 10 cm lang ist und zu den Schamlippen (Labia majora et minora pudendi) und dem Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae) führt.


20.1.2 Funktion


Gesteuert durch hormonelle Einflüsse kann die weibliche Brustdrüse zur Milchproduktion angeregt werden. Die Eierstöcke geben monatlich ein oder mehrere Eier für die Befruchtung frei. Die Gebärmutter baut ihre Schleimhaut auf, um eine eventuelle Einnistung einer befruchteten Eizelle zu ermöglichen. Erfolgt dies nicht, wird die aufgebaute Schleimhaut als monatliche Regelblutung wieder ausgeschieden und der Prozess beginnt erneut – bis zu den Wechseljahren, in denen der Rhythmus immer mehr außer Kraft gesetzt wird.


20.2 Radiologische Diagnostik



C. Vockelmann


(7)
Radiologische Klinik, Christophorus-Kliniken GmbH, Coesfeld, Deutschland

 


20.2.1 Sonographie


Neben dem inneren Genitale (Kap.​ 19) gehört die weibliche (und auch männliche) Brustdrüse zum Gebiet der Gynäkologie. In der Untersuchung der Mamma gehört die Sonographie neben der klinischen Untersuchung inklusive der Palpation der Brust zur Basisdiagnostik (Tab. 20.1). Die Sonographie der Brust erfordert einen hochauflösenden Schallkopf (7,5 MHz). Es werden beide Brüste ausführlich untersucht, i. d. R. einmal komplett transversal und in der zweiten Richtung sagittal. Als zusätzlich Ebene, insbesondere bei vorhandenen Befunden, eignet sich eine Ausrichtung des Schallkopfes zur Mamille. In dieser Ausrichtung lassen sich Milchgänge in der Brust im Verlauf abgrenzen.



Tab. 20.1
Untersuchungsprotokoll Sonographie Mamma


















Patientenvorbereitung

Oberkörper frei machen lassen, Arm der zu untersuchenden Seite über den Kopf nehmen lassen

Schallkopf

7,5 MHz Linearschallkopf

Standardebenen

Axial und sagittal, ggf. ergänzend Ausrichtung zur Mamille

Besonderheiten

Ggf. ergänzende Duplexsonographie oder Powerduplex

Bei Beschwerden insbesondere jüngerer Patientinnen (< 30 Jahre) ist die Sonographie die wichtigste Untersuchungsmodalität. Anhand der dann vorliegenden Befunde wird über eine eventuelle weitergehende Diagnostik entschieden.


20.2.2 Konventionelle Röntgendiagnostik


Die Mammographie ist der Standard in der Diagnostik der Brust (Tab. 20.2) mit Ausnahme jüngerer Patientinnen. Als bisher einzige Röntgenuntersuchung wird die Mammographie auch als Screeningmethode in Deutschland eingesetzt. Zum Screening werden dabei alle Frauen zwischen 50 und 70 Jahren eingeladen. Bei dieser Bevölkerungsgruppe ist belegt, dass durch das Screening mittels Mammographie durch eine frühzeitige Diagnosestellung Leben gerettet werden kann. Das Mammographie-Screening darf nur durch zertifizierte Screening-Einheiten durchgeführt werden. Die Mammographien müssen dabei strengen Qualitätsanforderungen genügen. Die in einer Screening-Einheit tätigen MTRA müssen sich speziell weitergebildet haben und einen Zertifizierungskurs „Fachkraft für Mammadiagnostik“ absolviert haben. Es erfolgt eine Doppelbefundung durch 2 spezialisierte und zertifizierte Radiologen. Unstimmige Befunde werden durch einen dritten Radiologen und eine Konsensus-Konferenz beraten. Neben dem Screening sind typische Indikationen zur Durchführung einer sog. kurativen Mammographie ein suspekter Tastbefund oder Beschwerden.



Tab. 20.2
Untersuchungsprotokoll Mammographie
























Patientenvorbereitung

Oberkörper entkleiden lassen

Positionierung

Stehend vor dem Untersuchungsgerät

Brust mit der Hand „ausstreichen“, damit keine Hautfalten entstehen bei der Kompression

Aufnahmeparameter

25–35 kV

Fokus-Detektor-Abstand

≥ 60 cm

Belichtungsautomatik

Ja

Streustrahlenraster

Bewegtes Spezialraster (r4, r5)

Screening-Mammographien bei asymptomatischen Frauen dürfen nur durch zertifizierte Screening-Einheiten durchgeführt werden.

Eine weitere Besonderheit der Mammographie ist die Verwendung der sehr weichen Röntgenstrahlung zwischen 25–30 kV. Auch die Kompression ist eine Besonderheit der Mammographie. Hierdurch wird zum einen eine Reduktion der Streustrahlen erreicht. Der zweite Effekt ist eine Homogenisierung der Dicke der Brust, die natürlich normalerweise brustwandnah wesentlich dicker ist als im Bereich der Mamille.

Noch viel wichtiger als bei allen anderen Aufnahmen ist die perfekte Einstelltechnik. Bei der Mammographie werden nicht zwei orthograd zueinander stehende Aufnahmen angefertigt, sondern eine Aufnahme im cranio-caudalen (cc) Strahlengang (Abb. 20.1), die zweite in einem mediolateral obliquen (mlo) Strahlengang (Abb. 20.2). Hierdurch werden der besonders oft auch von Karzinomen betroffene obere äußere Quadrant der Brust sowie der axilläre Ausläufer bestmöglich erfasst.. Abb. 20.3 zeigt einen pathologischen Befund.


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Abb. 20.1
CC-Projektion mit Herdbefund außen präpektoral


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Abb. 20.2
MLO-Projektion mit Herdbefund oben


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Abb. 20.3
Zielaufnahme mit Nachweis von kleinen Spikulae als Hinweis auf ein im Anschluss histologisch bestätigtes Mamma-Karzinom

Als weitere diagnostische Möglichkeit steht die Galaktographie zur Verfügung (Abb. 20.4). Mit Einzug der MR-Mammographie ist dieses Verfahren in den Hintergrund gerückt. Bei blutiger Galaktorrhoe und sonst unauffälliger Bildgebung gibt es aber immer noch Indikationen für dieses Verfahren. Die Aufnahme selbst entspricht der der „normalen“ Mammographie. Vorher allerdings sondiert der Radiologie mit einer dünnen Kanüle, z. B. der Plastikkanüle einer blauen Viggo, den Milchgang und spritzt Kontrastmittel hinein. Ziel ist es, Kontrastmittelaussparungen in den Milchgängen zu finden, die auf ein Papillom hinweisen. Papillome sind grundsätzlich gutartige Tumore, die jedoch ein gewisses Entartungspotential aufweisen und daher in den meisten Fällen operiert werden.


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Abb. 20.4
Galaktographie in CC-Projektion ohne Tumornachweis. (© Vockelmann)


20.2.3 Computertomographie


Die Computertomographie spielt in der Diagnostik der Brust keine Rolle. Ein neuartiges Verfahren, das letztlich auch auf mithilfe von Röntgenstrahlen akquirierten Bildern beruht, stellt die digitale Tomosynthese dar. Zur Bildgenerierung werden zunächst Aufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln aufgenommen. Aus diesen wird durch einfache Rückprojektion (erinnern Sie sich: die Rückprojektion gab es auch schon bei der Bildberechnung im CT, Kap.​ 5) letztlich überlagerungsfreie Schichtaufnahmen der Brust berechnet. Derzeit wird das Verfahren nur von wenigen vor allem großen Kliniken eingesetzt. In der Routinediagnostik hat die Tomosynthese noch keinen Stellenwert. Vorteile bieten sich vor allem bei Mammae mit sehr dichtem Drüsenparenchym, bei denen die Beurteilbarkeit aufgrund der zahlreichen Überlagerungen bei konventionellen Mammographien erheblich eingeschränkt ist.


20.2.4 Kernspintomographie


Die Kernspintomographie ist bereits seit mehreren Jahren ein etabliertes Verfahren in der Diagnostik bestimmter Brustveränderungen. Dabei wird nicht jeder auffällige Befund in der konventionellen Mammographie untersucht. Die Indikation für eine MRT-Untersuchung der Brust ist zum einen die junge Patientin mit sehr dichter Brust und einem hohen Erkrankungsrisiko. Das gesicherte lobuläre Karzinom wird häufig in der Kernspintomographie untersucht, um Zweitbefunde auszuschließen. Klassische Indikation für die MRT ist die Differenzierung zwischen einer Narbe nach einer Brustoperation und einem Rezidiv eines Mammakarzinoms.

Die Untersuchung (Tab. 20.3) wird in einer speziellen Mammographiespule durchgeführt. Die Patientin liegt bei der Untersuchung auf der Brust, in der Spule sind zwei Aussparungen für die beiden Brüste. In diesen werden die Brüste fixiert, um Atemartefakte zu minimieren. Obligat ist bei der Untersuchung die Kontrastmittelgabe, um eine dynamische Untersuchung der Brust zu erreichen. Hintergrund ist, dass Mammakarzinome ein frühes Kontrastmittelenhancement 1–3 min. nach der Kontrastmittelgabe zeigen, in den späteren Sequenzen in aller Regel ein Auswaschen oder auch eine Plateau-Phase des Kontrastmittels zeigen. Gutartige Tumore hingegen reichern eher weniger stark Kontrastmittel an, dafür aber im Laufe der Untersuchung zunehmend.



Tab. 20.3
Untersuchungsprotokoll MRT-Mammographie



























Patientenvorbereitung

Oberkörper frei machen lassen, Patientenhemd verkehrt herum anziehen lassen; Metall, Schmuck etc. ablegen lassen

Positionierung

Bauchlage

Spule

Mamma-Spule

Scanbereich

Beide Mammae mit axillären Ausläufern

Sequenzen/Wichtungen

T2w FS axial, T1w nativ und als Kontrastmitteldynamik (1 native, 5 KM-Messungen, zeitliche Auflösung ca. 80–90 sec/Sequenz), coronare T1w FS nach Kontrastmittelgabe

Kontrastmittel

0,1 mmol/kg KG, Flow 3 ml/sec

Nachverarbeitung

Subtraktion der nativen Serie von der 2. Kontrastmittelserie, ggf. auch der übrigen Kontrastmittelserien

MIP-MPR der Subtraktionsserien

Eine MRT-Untersuchung der Brust erfordert immer eine Kontrastmittelgabe.

Wie wichtig eine gute Fixierung der Brust ist, sehen Sie in dem Fallbeispiel (Abb. 20.5). In der T2-Wichtung lässt sich das Karzinom hyperintens abgrenzen. Das zweite Bild zeigt Ihnen die Subtraktion (Abb. 20.6) – hier sind besonders deutlich immer an den Hautgrenzen sichtbar störende Bewegungsartefakte zu erkennen. Zentral und im inneren Quadranten lässt sich der kontrastmittelaufnehmende Tumor differenzieren.


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Abb. 20.5
T2-gewichtete fettgesättigte axiale Sequenz mit hyperintens abgrenzbaren Tumor rechts. (© Vockelmann)


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Abb. 20.6
Subtraktion mit Kontrastmittelaufnehmendem Mamma-Karzinom rechts. (© Vockelmann)


20.3 Nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie



U. Blum


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Praxis für Nuklearmedizin, Strassburger Allee 2-4, 45481 Mülheim, Deutschland

 

In der Gynäkologie werden nuklearmedizinische Untersuchungen überwiegend nach der Diagnose einer bösartigen Erkrankung benötigt.

Selten sind Fragen nach dem Abfluss der Nieren bei anatomischen Fehlbildungen oder nach operativen Eingriffen (ausgedehnte Operationen des Unterbauches, z. B. Uterusentfernung mit Entfernung der Ovarien und Lymphknotenentfernung). Auch die Bestimmung der seitengetrennten Nierenfunktion (s. Urogenitales System, Kapitel 19) kann im Rahmen einer Chemotherapie oder einer geplanten Bestrahlung des Bauchraumes sinnvoll sein.


20.3.1 Mammakarzinom


Der Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung der Frau, ca. jede 10.–15. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.

Wichtige Prognosefaktoren sind der Befall von Lymphknoten oder Fernmetastasen (Lunge, Leber und Skelett). Andere Faktoren sind die Invasivität, das histologische Grading und die Hormonrezeptoren.

Mar 19, 2016 | Posted by in GASTROINTESTINAL IMAGING | Comments Off on Diagnostik und Therapie – Gynäkologie

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