, Martina Kahl-Scholz2 und Christel Vockelmann3
(1)
Praxis für Nuklearmedizin, Strassburger Allee 2-4, 45481 Mülheim, Deutschland
(2)
Möhnesee, Deutschland
(3)
Radiologische Klinik, Christophorus-Kliniken GmbH, Coesfeld, Deutschland
14.1 Allgemeines
M. Kahl-Scholz4
(4)
Möhnesee, Deutschland
14.1.1 Topographische Anatomie
Herz und Blutgefäße bilden zusammen das Herz-Kreislauf-System. Man unterscheidet einen großen Kreislauf (Körperkreislauf: linker Ventrikel – Aorta – Arterien – Arteriolen – Venolen – Venen – V. cava – rechter Vorhof) und einen kleinen Kreislauf (Lungenkreislauf: rechter Ventrikel – Lungenarterien – Lunge – Lungenvenen – linker Vorhof). Letzterer dient u. a. der Anreicherung des Blutes mit frischem Sauerstoff und der Abgabe von Kohlenstoffdioxid.
Das Herz hat die Form einer dreiseitigen Pyramide und wird in die Basis (Basis cordis) und die Spitze (Apex cordis) unterteilt. Im Inneren wird das Herz durch die Herzscheidewände (Septum interartriale und interventriculare sowie atrioventriculare) in zwei Vorhöfe (Atrium sinistrum und dextrum) und zwei Kammern (Ventriculus dextrum und sinisterum) unterteilt. Das Blut fließt über insgesamt vier Klappen (Trikuspidalklappe, Pulmonalklappe, Mitralklappe, Aortenklappe).
Die Koronararterien sind Gefäße, die das Herz wie ein Netz überziehen und den kräftigen Muskel mit Blut versorgen.
Arterien werden in solche vom muskulären Typ (mit drei klar voneinander abgrenzbaren Wandschichten) und vom elastischen Typ (Übergang von innerer zur mittleren Gefäßschicht fließend) unterschieden.
Venen weisen einen wesentlich schmaleren Wandaufbau auf und sind teilweise mit sog. Venenklappen ausgestattet, die den Blutrückfluss verhindern.
14.1.2 Funktion
Über das Blut im Herz-Kreislauf-System werden Nährstoffe und Atemgase in den Körper transportiert und Abfallprodukte aus dem Stoffwechsel entsorgt. Das Herz bildet dabei den „Motor“, der dazu dient, das Blut über die Gefäße als „Transportröhren“ zu pumpen. Sowohl Herz wie Gefäße sind (neben anderen z. B. hormonproduzierenden Organen) an der Regulation eines ausreichend hohen Blutdruckes beteiligt, der nötig ist, um das Blut auch bis an die entlegensten Stellen des Körpers zu transportieren und zurück zum Herzen zu führen.
14.2 Radiologische Diagnostik
C. Vockelmann5
(5)
Radiologische Klinik, Christophorus-Kliniken GmbH, Coesfeld, Deutschland
14.2.1 Sonographie
Auch in der Diagnostik von Herz und Gefäßen stellt die Sonographie den Grundbaustein der Diagnostik dar. Die Ultraschalluntersuchung des Herzens, oft als UKG für Ultraschall-Kardiographie abgekürzt, wird in Deutschland nahezu ausschließlich durch Kardiologen durchgeführt. Das gleiche gilt auch für das TEE, das trans(e)ösophageale Echokardiogramm, auch Schluckecho genannt.
In der Radiologie ist jedoch die Ultraschalldiagnostik von Arterien und Venen beheimatet. Diese wird als farbkodierte Duplexsonographie durchgeführt, um Flussgeschwindigkeiten bestimmen zu können. Über diese lassen sich dann Stenosegrade der Gefäße ableiten.
Ein typisches Untersuchungsprotokoll der Sonographie der A. carotis zeigt Tab. 14.1.
Tab. 14.1
Untersuchungsprotokoll der A. carotis
Patientenvorbereitung | Hals frei machen lassen |
Schallkopf | 7,5 Mhz Linearschallkopf |
Standardebenen | Parasagittale/-coronare Einstellung von ACC, ACI und ACE mit Dopplermessung |
Besonderheiten | Einsatz der farbkodierten Duplexsonographie |
Bei der Beurteilung der Venen kommt die Kompression der Gefäße als Beurteilungskriterium hinzu. Thrombusmaterial lässt sich nicht komprimieren. Eine Vene, die man mit dem Ultraschallkopf zusammendrücken kann, sodass das Lumen nicht mehr durchströmt ist, ist nicht thrombosiert.
Ein typisches Untersuchungsprotokoll der Sonographie der Beinvenen stellt Tab. 14.2 dar.
Tab. 14.2
Untersuchungsprotokoll der Beinvenen
Patientenvorbereitung | Hose/Rock ablegen lassen |
Schallkopf | 7,5 Mhz Linearschallkopf |
Standardebenen | Überwiegend axiale Schichtführung; Dokumentation der V. femoralis com., der V. femoralis superior proximal und im Adduktorenkanal, der V. poplitea und der prox. Unterschenkelvenen mit und ohne Kompression |
Besonderheiten | Einsatz der farbkodierten Duplexsonographie |
Patienten mit Thrombosen der Oberschenkel- oder Beckenvenen haben strenge Bettruhe. Sobald also eine Thrombose festgestellt wurde, muss der Patient liegend transportiert werden.
14.2.2 Konventionelle Röntgendiagnostik
Die konventionelle Röntgendiagnostik hat keine Bedeutung in der Diagnostik von Gefäßerkrankungen. Zur Beurteilung des Herzen und der Herzleistung ist der Röntgen-Thorax immer noch eine der Basisuntersuchungen, zu der dann zur Diagnostik von Herzerkrankungen weitere Untersuchungen mit Ultraschall und vor allem MRT hinzukommen.
Die Standardaufnahme des Thorax erfolgt im Stehen in 2 Ebenen (Tab. 14.3). Dazu sollte der Patient den Oberkörper frei machen. Zunächst erfolgt die Aufnahme im pa-Strahlengang. Hierzu stellt sich der Patient zentral vor das Stativ. Um die Scapulae aus dem Bild zu drehen, sollte der Patient die Handgriffe seitlich des Stativs von innen fassen. Damit wird einer Überlagerung von Lungenanteilen durch die Scapulae vermieden. Überlagerte Lungenanteile sind deutlich schlechter beurteilbar. Die Einblendung muss so erfolgen, dass die gesamte Lunge vom Bildformat erfasst ist.
Tab. 14.3
Standardeinstelltechnik Röntgen-Thorax in 2 Ebenen
Patientenvorbereitung | Oberkörper frei machen lassen |
Positionierung | Pa: Mit der Brust vor dem Stativ, Scapulae rausgedreht seitlich: mit der linken Seite an das Stativ gedreht |
Aufnahmeparameter | 125 kV |
Fokus-Detektor-Abstand | 180 cm (150–200 cm) |
Belichtungsautomatik | Pa: Seitliches Messfeld seitlich: mittleres Messfeld |
Streustrahlenraster | r12 (8) |
Sie sehen hier eine im klinischen Alltag in üblicher Weise eingeblendete Röntgenaufnahme des Thorax (Abb. 14.1, gelbe Linie). Perfekt wäre die rote Linie gewesen. Schätzen Sie doch mal prozentual, welcher zusätzlichen Strahlenbelastung der Patient ausgesetzt worden ist. (Die Lösung finden Sie am Ende des Kapitels)
Abb. 14.1
Standardaufnahme des Thorax in 2 Ebenen
Besonderheit
Nach einer Pneumektomie, also der Entfernung eines Lungenflügels, sollten Sie das Messfeld auf der operierten Seite des Patienten abschalten, um eine erhöhte Strahlenexposition zu vermeiden und die verbliebende Lunge optimal zu belichten.
14.2.3 Durchleuchtung/Angiographie
Die Phlebographie ist als Basisdiagnostik bei der Frage einer Bein- oder Armvenenthrombose mittlerweile von der Sonographie abgelöst worden. Trotzdem gibt es immer wieder Fragestellungen, die nicht alleine mit der Sonographie beantwortet werden können.
Für eine Beinvenenphlebographie sollten Sie den Patienten bitten, Hose bzw. Rock sowie Socken abzulegen (Tab. 14.4). Dann sollten Sie den Patienten in Rückenlage auf dem Durchleuchtungstisch lagern. Schrauben Sie die Handgriffe seitlich an den Tisch, und unterpolstern Sie das nicht zu untersuchende Bein mit einem (Holz-)Klotz. Nach diesen Vorbereitungen bitten Sie den Patienten, sich mit dem gesunden Bein auf den Klotz zu stellen und mit den Händen festzuhalten, bevor Sie den Tisch auf etwa 60° aufrichten. In dieser Position punktiert der Arzt eine Fußrückenvene des zu untersuchenden Beines, vorzugsweise eine Vene in Verlängerung des 1. Strahls.
Tab. 14.4
Standardeinstelltechnik Beinvenenphlebographie
Patientenvorbereitung | Hose/Rock ablegen, Fuß frei machen |
Positionierung | Rückenlage, gesunder Fuß mit Klotz unterpolstert, Durchleuchtungstisch auf etwa 60° gekippt |
Bildfrequenz | Einzelbilder |
Kontrastmittel | 50–100 ml iodhaltiges Kontrastmittel, physiologische Kochsalzlösung (NaCl 0,9 %) zum Nachspülen |
Standardeinstellungen | Unterschenkel pa, Innen- und Außenrotation Knie und proximaler Unterschenkel pa Oberschenkel und Hüfte pa ipsilaterales Becken pa |
Aufnahmekriterien, Besonderheiten | Überlappende Abbildung der Bein- und Beckenvenen |
Sollte die Punktion schwierig sein, kann es helfen, den Fuß anzuwärmen. Hierzu können Sie einen in heißem Wasser getränkten Waschlappen nehmen oder auch einen Einmalhandschuh mit heißem Wasser füllen und auf den Fuß legen. Achten Sie darauf, dass Sie den Patienten dabei nicht verbrennen!
Die Darstellung einer frischen Thombose der V. femoralis superficialis und V. femoralis communis zeigt Abb. 14.2.
Abb. 14.2
Frische Thrombose der V. femoralis superficialis und V. femoralis communis mit beginnender Kollateralisierung
Die diagnostische Angiographie ist heutzutage zunehmend durch Sonographie und Schnittbilddiagnostik verdrängt worden. Trotzdem gilt die Angiographie immer noch als „Goldstandard“ und wird insbesondere in unklaren Fällen auch zu diagnostischen Zwecken durchgeführt.
Da eine Arterie punktiert wird, gibt es natürlich ein Blutungsrisiko. Daher müssen vor dem Eingriff die Gerinnungsparameter (Quick/INR, PTT, Thrombozyten) überprüft werden. Da Kontrastmittel verwendet wird, sollten wie bei jeder Kontrastmittelgabe auch die Nierenretentionsparameter (Kreatinin, GFR) bekannt sein.
Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion oder einer Kontrastmittelunverträglichkeit kann die Angiographie der Becken- und Beingefäße auch mit CO2 als Kontrastmittel durchgeführt werden.
Für die Untersuchung wird der Patient in der Angiographie in Rückenlage gelagert (Tab. 14.5). Eine diagnostische Angiographie dauert in aller Regel höchstens 30 min. Sollte jedoch auch eine Intervention geplant sein, achten Sie darauf, dass der Patient bequem liegt. Auch die Harnblase sollte der Patient möglichst vor der Untersuchung geleert haben.
Tab. 14.5
Standardeinstellung einer diagnostischen Becken-Bein-Angiographie
Patientenvorbereitung | Patienten entkleiden und ein Patientenhemd anziehen lassen |
Patientenlagerung | Rückenlagerung |
Bildfrequenz | 2 Bilder/sec, im Unterschenkel auch 1 Bild/sec |
Kontrastmittel | 100–150 ml iodhaltiges Kontrastmittel, Hochdruck-Kontrastmittelspritze |
Standardeinstellungen | Bauchaorta mit Nierenarterien pa AA. iliacae ap, RAO und LAO A. femoralis com. und A. femoralis sup. ap, ggf. RAO und LAO distale AFS und A. poplitea ap Unterschenkel bis Fuß ap |
Aufnahmekriterien, Besonderheiten | Überlappende Abbildung des gesamten Untersuchungsabschnittes |