15.1.2 Morphologie der Milz
Die Milz hat eine glatte Oberfläche, im Hilus häufig mit Einkerbungen versehen. Formvarianten sind häufig und vielfältig. Die Milz hat eine sichel- bzw. bohnenförmige Gestalt im Längsschnitt mit einem oberen und einem unteren Pol. Die Längsachse verläuft parallel zur 10. Rippe.
Kenngrößen („4711“): Größe von ca. 11 cm (Länge) × 4 cm (Breite) × 7 cm (Tiefe).
Das Echomuster der Milz ist homogen echoarm und ähnelt dem der Leber.
15.1.3 Gefäßstrukturen der Milz
Die A. lienalis entspringt aus dem Truncus coeliacus, verläuft am Oberrand des Pankreas bis in den Milzhilus. Die Milzvene zieht dorsal des Pankreas nach rechts, vereinigt sich mit der V. mesenterica superior im Konfluens dorsal des Pankreaskopfes zur V. portae.
15.2 Wichtige pathologische Befunde
15.2.1 Splenomegalie
Vorbemerkungen
Verschiedene Erkrankungen können zu einer Milzvergrößerung führen:
infektiöse Erkrankungen, z. B. EBV‑Erkrankung,
Lymphombeteiligung,
chronisch myeloproliferative Erkrankungen,
hämolytische Anämien,
portal-venöse Stauung, z. B. bei Leberzirrhose,
Speichererkrankungen.
Klinik
Im Zusammenhang mit einer Splenomegalie treten auf:
Organvergrößerung initial mit unspezifischen und nicht richtungsweisenden Symptomen.
Bei starker Organvergrößerung sind Kapselspannungsschmerzen im linken Oberbauch möglich.
Evtl. rezidivierende Infekte.
Jede Form der Splenomegalie kann zu einer atraumatischen Milzruptur führen: bei linksseitigen Flankenschmerzen oder Entwicklung eines hämorrhagischen Schocks bei bekannter Hypersplenie daran denken!
Sonographische Befunde
Bei der Ultraschalluntersuchung ist darstellbar:
Organvergrößerung mit zunehmend runderer Form,
bei Lymphombeteiligung: einzelne oder mehrere größere oder auch kleinere bzw. multipelste kleinste, meist echoarme fokale Läsionen in der Milz ,
bei portaler Hypertension: kaliberstarke, nicht mehr ausreichend atemvariable Milz vene, ggf. Kollateralkreisläufe (◘ Abb. 15.2).
Abb. 15.2
Splenomegalie. Junger Patient mit Mukoviszidose und Splenomegalie auf dem Boden einer portalen Hypertension
Sonographische Differenzialdiagnosen
Wichtige Differenzialdiagnosen sind Milztrauma/Milzruptur bzw. Milzmetastasen.
Weiterführende Diagnostik
Ggf. ist eine KM‑Sonographie zu veranlassen. CT/MRT dienen lediglich zur Umfelddiagnostik bzw. zum Staging bei hämatoonkologischen Erkrankungen.
15.2.2 Milzruptur
Vorbemerkungen
Bauchtraumata bei Unfällen können zur Verletzung der Milz mit lebensbedrohlichen Blutungen in die Bauchhöhle führen! Bei der zweizeitigen Milzruptur bleibt die Milzkapsel nach dem Trauma zunächst erhalten. Durch Ausbildung eines progredienten subkapsulären Hämatoms (meist ohne Schmerzen!) wird die Milzkapsel nach Stunden bis Tagen gesprengt mit konsekutiver lebensbedrohlicher Blutung.