Magen und Darm



Abb. 16.1
Dünndarm und Dickdarm, Ansicht von vorn. Aus Tillmann (2009) Atlas der Anatomie. Springer, Heidelberg






  • Pars superior grenzt an den Lobus quadratus und an den Gallenblasenhals. Dorsal verlaufen DHC, V. portae und A. gastroduodenalis.


  • Pars descendens umfasst Pankreaskopf, berührt die rechte Nebenniere und überzieht die rechte Niere. Die Mündung des DHC und des Ductus pancreaticus liegt im Bereich der Papilla duodeni major (Papilla Vateri ).


  • Pars horizontalis verläuft unterhalb des Pankreaskopfes über die Wirbelsäule und V. cava inferior.


  • Pars ascendens endet an der Flexura duodenojejunalis (etwa in Höhe des 2. LWK, hier liegt auch das Treitz’sche Band ).



Jejunum und Ileum


Das intraperitoneal gelegene Jejunum beginnt an der Flexura duodenojejunalis. Das Ileum mündet in der rechten Fossa iliaca in den Dickdarm. Jejunalschlingen breiten sich häufiger im linken Oberbauch, Ileumschlingen im rechten Unterbauch aus.


Kolon


Das retroperitoneal gelegene Colon ascendens reicht bis zur rechten Flexur an die Facies visceralis der Leber. Dort geht es über in das intraperitoneal gelegene Colon transversum. Nach der haarnadelförmigen linken Flexur in der Nähe des unteren Milzpols folgt das retroperitoneal gelegene Colon descendens, das in der linken Fossa iliaca in das wieder intraperitoneal gelegene S‑förmige Sigma mündet. Distales Sigma und Rektum sind wegen der Lage im kleinen Becken häufig nur eingeschränkt und bei gut gefüllter Harnblase beurteilbar. Der Übergang von Sigma/Rektum liegt in Höhe des 2.–3. Sakralwirbels.



16.1.2 Morphologie des Gastrointestinaltraktes


Die Wanddicke beträgt normalerweise beim Magen 2–8 mm, beim Darm (bei moderater Kompression) <2 mm. Typischerweise findet sich ein 4‑ bzw. 5‑schichtiger Aufbau der Darmwand.

Zum Vergleich der histologischen Wandschichtung mit der Sonomorphologie des Intestinums, ◘ Tab. 16.1.



Tab. 16.1
Wandschichtung und Sonomorphologie des Intestinum s








































Histologie und Sonomorphologie

Echogenität

Lumen/Tunica mucosa, Eintrittsecho

Echoreich

Tunica mucosa

Echoarm

Tela submucosa

Echoreich

Tunica muscularis

Echoarm

Tunica serosa, Austrittsecho

Echoreich

Lumen/Tunica mucosa, Eintrittsecho

Echoreich

Tunica mucosa

Echoarm

Tela submucosa

Echoreich

Tunica muscularis

Echoarm

Tunica serosa, Austrittsecho

Echoreich

Beurteilt wird das Darmlumen und die Form, die Motilität (Peristaltik) sowie die Darmumgebung und in der FKDS die Darmwandperfusion .


16.1.3 Gefäßstrukturen des Gastrointestinaltraktes



Ösophagus


Die arterielle Versorgung im Bauchbereich erfolgt aus der A. gastrica sinistra, der venöse Abfluss des distalen Ösophagus über muköse und submuköse Venenplexus via V. gastrica sinistra in die V. portae (portokavale Anastomosen!).


Magen


Der Truncus coeliacus ist Ursprung aller Arterien, die zum Magen führen (selten: Zufluss aus AMS, A. mesenterica superior). Die arterielle Versorgung erfolgt über Gefäßbögen an kleiner und großer Kurvatur aus der A. gastrica sinistra, A. hepatica communis und A. lienalis, der Abfluss über Venenbögen an kleiner und großer Kurvatur, die in das portale Stromgebiet münden (V. lienalis, V. mesenterica superior und V. portae).


Duodenum , Jejunum und Ileum


Die Versorgung verläuft über Arterien aus dem Truncus coeliacus und der AMS. Die Venen begleiten die Arterien und münden in die V. mesenterica superior.


Kolon


Zoekum, Appendix , Colon ascendens und Teile des Colon transversum bis fast zur linken Flexur werden über Äste der AMS versorgt. Das restliche Colon transversum, Colon descendens und Sigma erhalten Zufluss über Äste aus der A. mesenterica inferior. Der venöse Abfluss aus den entsprechenden Versorgungsgebieten verläuft über gleichnamige Venen in die Vv. mesenterica superior und inferior (◘ Abb. 16.2).


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Abb. 16.2
Blutversorgung des Magen-Darm-Traktes. Aus Zilles/Tillmann (2010) Anatomie. Springer, Heidelberg



16.2 Wichtige pathologische Befunde



16.2.1 Magen – oder Duodenalektasie



Vorbemerkungen


Ursächlich können sein





  • entzündlich bedingte Stenosen (Ulzera, Pankreatitis),


  • Tumoren des Magens, Duodenums, Pankreas oder der distalen Gallenwege,


  • Lymphknoten- oder mesenteriale Metastasen,


  • Peritonealkarzinose (◘ Abb. 16.3),

    A308283_1_De_16_Fig3_HTML.jpg


    Abb. 16.3
    Retentionsmagen bei Peritonealkarzinose


  • Magenatonie, Ileus,


  • Gastroparese (z. B. bei Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz).


Klinik


Die Ektasie äußert sich klinisch mit





  • Druckgefühl im Oberbauch, Völlegefühl,


  • Übelkeit/Erbrechen,


  • Refluxsymptomatik,


  • Inappetenz,


  • Gewichtsverlust.


Sonographische Befunde


Sonographisch stellt sich ein massiv dilatierter, unterschiedlich mit Flüssigkeit, Speisebrei und Gas gefüllter Magen (auch im Nüchternzustand) dar. Hyperperistaltik zeigt sich bei akuter Ursache, fehlende Peristaltik im chronischen Stadium. Durch Schallkopfdruck von außen lassen sich die sedimentierten Speisereste aufwirbeln. Ggf. sind Magen- oder Duodenalwandverdickungen erkennbar. Gesucht werden muss nach





  • entzündlichen oder tumorösen Prozessen in der Umgebung,


  • Lymphadenopathie,


  • Veränderungen des übrigen Intestinaltraktes.


Sonographische Differenzialdiagnosen


Abzugrenzen sind





  • zystische Läsionen im Oberbauch in Leber, Leberhilus, Pankreas, Milz, Nieren (wie Leber‑, Nieren- oder Milzzysten, Pankreaspseudozysten),


  • abgekapselter oder „gefangener Aszites “ (z. B. freie Flüssigkeit in der Bursa omentalis bei Pankreatitis),


  • Nekrosestraßen bei akuter Pankreatitis.


16.2.2 Ulcus ventriculi sive duodeni



Vorbemerkungen


Zu den Risikofaktoren zählen Besiedelung mit Helicobacter pylori (in bis zu 85 % ursächlich für einen Ulcus ventriculi, in bis zu 90 % ursächlich für einen Ulcus duodeni), Hyperazidität, NSAIDs, Alkohol- und Nikotinmissbrauch, Motilitätsstörungen. Typische Komplikationen sind Blutung und Perforation.


Klinik


Klassische Symptome sind





  • epigastrische Schmerzen,


  • evtl. Schmerzausstrahlung in den Rücken oder nach retrosternal,


  • Übelkeit/Erbrechen,


  • Inappetenz,


  • Gewichtsverlust,


  • Teerstuhl, Hämatemesis.


Sonographische Befunde


Kleine Ulzera sind allenfalls mit dem Wissen des endoskopischen Befundes nachweisbar.

Größeren Ulzera können erkennbar sein an (◘ Abb. 16.4):


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Abb. 16.4
Großes Duodenalulkus mit gedeckter Perforation





  • asymmetrischer Wandverdickung (echoarm oder gemischt echogen) mit aufgehobener Schichtung,


  • fixierter Luftsichel in der Ulkusnische,


  • evtl. Bild der Magenausgangsstenose,


  • regional vergrößerten Lymphknoten.

Bei klinischem Verdacht auf Perforation lässt sich freie Luft wie folgt nachweisen:





  • geringgradige Luftansammlung: atemsynchron sich bewegende Luftartefakte mit Reverberationen,


  • massive Luftansammlung: Vollständige Schallreflexion mit dorsaler Schallauslöschung (sog. Vorhangphänomen ),


  • Lage zur Detektion freier Luft: in Rücken- oder Linksseitenlage im Interkostalschnitt zwischen Peritoneum parietale und Leber.


Sonographische Differenzialdiagnosen


Sonographisch ist keine sichere Unterscheidung zwischen benignen und malignen Ulzera bzw. Lymphomen möglich (◘ Abb. 16.5).


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Abb. 16.5
Magenkorpuskarzinom. Zirkulär massiv vedickte, echoarme Magenwand mit Aufhebung der normalen Schichtung und unscharfer Begrenzung zur Umgebung


Weiterführende Diagnostik


Veranlasst werden müssen Endoskopie mit Biopsie/Histologie bzw. Endosonographie bei Malignitätsverdacht.


16.2.3 Ileus



Vorbemerkungen


Beim Ileus handelt es sich um eine Transportstörung des Darmes mit intraluminaler Flüssigkeits- und Gasansammlung und Distension der Darmschlingen.





  • Mechanischer Ileus: Verschluss des Darmlumens durch Lumenverlegung, durch Wandprozesse oder durch Kompression von außen.





    • Beispiele mechanischer Dünndarmileus: Briden oder Adhäsionen, Hernien, Tumoren, Invagination,


    • Beispiele mechanischer Dickdarmileus: Kolonkarzinom, Divertikulitis, Koprostase.


  • Paralytischer Ileus: Darmlähmung durch entzündliche oder metabolische Ursachen (Peritonitis, Sepsis, Urämie, Ketoazidose, Elektrolytstörungen, bei Peritonealkarzinose, postoperativer Darmatonie, als Reaktion auf Galle- oder Nierenkoliken, Pankreatitis, Hodentorsion, Ovarialstieldrehung, als Folge eines Traumas, einer Ischämie etc.)


Klinik


Klinische Zeichen sind:





  • abdominelle, krampfartige Schmerzen,


  • Übelkeit/Erbrechen, Miserere,


  • Stuhlverhalt.


Sonographische Befunde


Für einen Ileus sprechen (◘ Abb. 16.6, ◘ Abb. 16.7):


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Abb. 16.6
Mechanischer Dünndarmileus. Schon länger bestehender mechanischer Ileus bei Kolonkarzinom


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Abb. 16.7
Paralytischer Ileus



Apr 5, 2020 | Posted by in GENERAL RADIOLOGY | Comments Off on Magen und Darm

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