Technische und physikalische Grundlagen, Geräte



Abb. 1.1
Frequenzbereiche . Aus Michels und Jaspers (2012) Sonographie organ- und leitsymptomorientiert. Springer, Heidelberg



Definition 

Sonographie- oder Ultraschalldiagnostik: Nutzung der (teilweisen) Reflexion von Ultraschallwellen an Grenzflächen unterschiedlicher Gewebe im Körper zur Beurteilung der Organe.



1.1.2 Erzeugung, Ausbreitung und Empfang von Ultraschallwellen



Piezoelektrischer Effekt



Definition 

Piezoelektrischer Effekt: Werden elastische Körper verformt, entsteht eine elektrische Polarisation bzw. eine elektrische Spannung.

Die Entdeckung des piezoelektrischen Effekts gelang dem Ehepaar Curie im Jahre 1880.


Definition 

Indirekter piezoelektrischer Effekt: Bei Anlage einer Wechselspannung werden elastische Körper verformt.

Bei der Sonographie regt eine hochfrequente elektrische Spannung spezielle im Schallkopf eingelagerte Kristalle zu Schwingungen an (indirekter Piezoeffekt). Diese Schwingungen erzeugen Druckschwankungen in Form von Ultraschallwellen. Durch zurückkehrende, auf die Kristalle im Schallkopf auftreffende Ultraschallwellen entsteht eine Spannung (direkter Piezoeffekt). Im Ultraschallgerät werden diese elektrischen Signale in Bildpunkte umgewandelt.


Impuls-Echo-Verfahren


Schallköpfe sind Sonden, die Schallwellen (bzw. eine Serie von Ultraschallwellen) aussenden und reflektierte, zum Schallkopf zurückkehrende Schallwellen empfangen können.

Prinzip des Echolots : Aus der Laufzeit (Zeit zwischen dem ausgesendeten Impuls und dem reflektierten und wieder empfangenen Signal) kann – bei bekannter Schallgeschwindigkeit – die Tiefe bzw. die Entfernung des Reflektors errechnet werden.

Die Entwicklung des Echolotprinzips durch den Physiker Behm 1921 wurde nach dem Untergang der Titanic zur Vermeidung ähnlicher Katastrophen in der Schifffahrt entwickelt (◘ Abb. 1.2).


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Abb. 1.2
Prinzip des Echolots. Berechnung der Entfernung. Aus Michels und Jaspers (2012) Sonographie organ- und leitsymptomorientiert. Springer, Heidelberg


Ausbreitung von Ultraschall im biologischen Gewebe



Grundlagen und Kenngrößen zu Schallwellen

Schallwellen (◘ Abb. 1.3)


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Abb. 1.3
Einfacher Schwingungsvorgang. Aus Michels und Jaspers (2012) Sonographie organ- und leitsymptomorientiert. Springer, Heidelberg





  • sind an Materie gebunden,


  • sind im Vakuum nicht ausbreitungsfähig,


  • breiten sich in Luft, Flüssigkeiten sowie biologischem Gewebe in Form von Longitudinalwellen bzw. von Zonen mit Über- und Unterdruck (Verdichtungs- und Verdünnungszonen) aus.


Kenngrößen von Schallwellen





  • Amplitude: maximaler Druck, „Höhe“ der Welle


  • Frequenz (f): Anzahl der Schwingungen pro Sekunde (1/sec)


  • Wellenlänge (λ): Abstand zweier Wellenberge bzw. minimaler Abstand der Punkte gleicher Phase (m)


  • Schallgeschwindigkeit (c): Geschwindigkeit, mit der sich Schallwellen in einem beliebigen Medium ausbreiten (m/s)

Den physikalischen Zusammenhang zwischen Schallgeschwindigkeit c, Frequenz f und Wellenlänge λ gibt folgende Formel wieder:

c = f x λ (m/sec = 1/sec × m).

Die Wellenlänge ist ein Maß für Detailerkennbarkeit:





  • je kürzer die Wellenlänge, desto geringer die Größe gerade noch erkennbarer Strukturen,


  • je größer die Wellenlänge, desto schlechter die Auflösung.


Schallgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Geweben

Schallgeschwindigkeit:





  • ist abhängig vom schwingenden Medium bzw. von dessen Dichte und Kompressibilität,


  • nimmt mit der Steifigkeit („Festigkeit“) der Materie zu,


  • ist z. B. in Knochen deutlich höher als in Luft (◘ Tab. 1.1).


    Tab. 1.1
    Laufgeschwindigkeiten von Ultraschallwellen in unterschiedlichen Geweben




















































    Medium

    Schallgeschwindigkeit (m/s)

    Luft

    340

    Wasser

    1500

    Weichteilgewebe

    1540

    Leber

    1549

    Niere

    1561

    Muskel

    1570

    Knochen

    3600

    Luft

    340

    Wasser

    1500

    Weichteilgewebe

    1540

    Leber

    1549

    Niere

    1561

    Muskel

    1570

    Knochen

    3600

Ultraschallsysteme legen eine Schallgeschwindigkeit (Laufgeschwindigkeit ) im Gewebe von 1540 m/sec zugrunde.


Auflösungsvermögen



Definition 

Auflösungsvermögen : Unterscheidbarkeit feiner Strukturen bzw. Mindestabstand, damit 2 Objekte gerade noch voneinander unterschieden werden können.

Hauptdeterminanten für das räumliche Auflösungsvermögen:





  • verwendete Sendefrequenz/Wellenlänge,


  • Schallkopfformat (Dicke des Schallstrahls),


  • Dauer des Anregesignals.

Je höher die Sendefrequenz bzw. je kleiner die Wellenlänge, umso besser die Auflösung.


Axiales Auflösungsvermögen

Axiales Auflösungsvermögen bezeichnet





  • das Auflösungsvermögen in Ausbreitungsrichtung der Schallwellen,


  • den kleinsten Abstand zwischen 2 in Ausbreitungsrichtung des Ultraschallsignals liegenden reflektierenden Gewebeschichten, die gerade noch getrennt wahrgenommen werden können.

Das axiale Auflösungsvermögen ist durch die Länge eines Ultraschallimpulses bestimmt und entspricht meist einer oder mehrerer Schallwellenlängen.


Laterales Auflösungsvermögen

Das laterale Auflösungsvermögen meint





  • das Auflösungsvermögen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung der Schallwellen,


  • den kleinsten Abstand zwischen 2 quer zur Ausbreitungsrichtung des Ultraschallsignals liegenden reflektierenden Gewebeschichten, die gerade noch getrennt wahrgenommen werden können.

Das seitliche Auflösungsvermögen ist abhängig von der Breite des Schallfeldes bzw. von der Dichte der Schallwellen in einem bestimmten Bereich und ist am größten in der Fokuszone. Insgesamt ist das seitliche Auflösungsvermögen geringer als das axiale (etwa 2- bis 3-mal schlechter).


Fokussierung

Je schmaler das Ultraschallfeld (also je dichter die Schallwellen an einem Ort), desto größer die Detailerkennbarkeit in der sog. Fokuszone (◘ Abb. 1.4).


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Abb. 1.4
Schallfeld mit Fokuszone. Keulenförmige Form des Schallfeldes durch Bündelung der Schallwellen in der Fokuszone. Aus Michels und Jaspers (2012) Sonographie organ- und leitsymptomorientiert. Springer, Heidelberg

Das Ultraschallfeld ist in der Fokuszone durch Bündelung der Schallwellen am schmalsten, die Auflösung hier am besten.

Mittels der elektronischen Fokussierung wird eine Verschiebung der Fokuszone in variable Tiefen durch zeitlich versetzte Ansteuerung der Piezoelemente erreicht (◘ Abb. 1.5). Bei modernen Ultraschallgeräten ist auch die Verwendung mehrerer Fokuszonen möglich (aber nur auf Kosten einer Verminderung der Bildwiederholungsrate wegen der für jede Fokuslage erneut anzusteuernden Schallelemente).


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Abb. 1.5
Elektronische Fokussierung. Aus Michels und Jaspers (2012) Sonographie organ- und leitsymptomorientiert. Springer, Heidelberg


Zusammenhang zwischen Frequenz, Auflösungsvermögen und Eindringtiefe

Es gilt:



  • hohe Frequenz , gutes Auflösungsvermögen , geringe Eindringtiefe ,


  • niedrige Frequenz, schlechteres Auflösungsvermögen, bessere Eindringtiefe.

Die Eindringtiefe wird außerdem durch Streuung und Absorption beeinflusst.

So empfehlen sich z. B. 3,5 MHz-Konvexscanner für die Abdomensonographie mit guter Eindringtiefe, aber eingeschränkter Detailerkennbarkeit, bzw. ein 7,5 MHz-Linearschallkopf für Small parts, Darmsonographie, Pleurasonographie, Bauchdecke und Peritoneum etc. mit hoher Ortsauflösung, aber nur geringer Eindringtiefe.


Schallwellen eigenschaften und Abschwächungsmechanismen



Reflexion

Die Reflexion von Schallwellen an Grenzflächen im Körper ist Grundlage für die Darstellung von Organen mit der Ultraschalltechnik.


Definition 

Impedanz: Widerstand, der der Ausbreitung von Schallwellen entgegenwirkt.

Die Impedanz wird durch die Eigenschaften des Ausbreitungsmediums nach der Formel

Z = p × c

bestimmt (Z = Impedanz [kg/sec × m2]; ρ = Dichte der Materie [kg/m³]; c = Schallgeschwindigkeit [m/sec]). So beträgt die Impedanz z. B. von Luft 0,0004 kg/sec × m2, von Knochen 6,66 kg/sec × m2, von sonstigen Geweben 1,4–1,7 kg/sec × m2.

Je größer der Impedanzunterschied an der Grenzfläche zwischen zwei Stoffen, desto stärker die Reflexion von Schallwellen.

Eine Totalreflexion entsteht z. B. beim Übergang von Weichteilgewebe zu Knochen, Kalk, Metall oder Luft, d. h. es entsteht ein Echo mit sehr hoher Intensität, dorsal davon ein Schallschatten (◘ Abb. 1.6, ◘ Abb. 1.7).

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Apr 5, 2020 | Posted by in GENERAL RADIOLOGY | Comments Off on Technische und physikalische Grundlagen, Geräte

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