Abb. 18.1
Organe des Retroperitoneum s. Aus Tillmann (2009) Atlas der Anatomie. Springer, Heidelberg
Mögliche Normvarianten sind der Milzbuckel sowie die Renkulierung (sonographisch Einziehung der Nierenoberfläche über einer Columna renalis zwischen 2 Markpyramiden).
Beiden Nierenoberpolen sitzen die Nebennieren halbmondförmig auf.
Ureteren
Die Ureteren sind in 3 Abschnitte
Pars abdominalis,
Pars pelvica und
Pars intramuralis
mit 3 physiologischen Engstellen eingeteilt:
am Beginn des Ureters (Übergang vom Nierenbecken),
an der Überkreuzung der Iliakalgefäße am Übergang ins kleine Becken,
beim Durchtritt durch die Blasenhinterwand im Trigonum vesicae (engste Stelle).
Harnblase
Die Harnblase liegt subperitoneal dorsal der Symphyse. Aufgebaut ist sie aus Blasenkörper (Corpus vesicae) mit dem kranialen Abschnitt Blasenscheitel (Apex vesicae), dem dorsokaudal sich anschließenden Blasengrund (Fundus vesicae) mit den seitlich einmündenden Harnleitern im Trigonum vesicae und dem Blasenhals (Collum vesicae) mit Mündung in die Harnröhre.
Das normale Füllvolumen umfasst mit individuellen Schwankungen
bei Männern bis ca. 750 ml,
bei Frauen bis ca. 550 ml,
das Maximalvolumen bis 1500 ml.
Mit zunehmendem Füllungsvolumen steigt der Apex vesicae zwischen Peritoneum und Bauchwand kranialwärts. Nach Miktion finden sich normal nur minimale Restharnmengen <50 ml.
Volumenbestimmung: Länge (cm) × Breite (cm) × Tiefe (cm) × 0,5.
18.1.2 Morphologie der Nieren, Ureteren und Harnblase
Nieren
Die Nieren bestehen aus dem deutlich echoärmeren Parenchym (Nierenrinde mit Glomeruli und Nierenmark mit ca. 8-20 Markpyramiden) sowie dem zentralen echoreichen Pyelon (Nierenbecken und Blut- und Lymphgefäße mit Fettgewebe), ◘ Abb. 18.2.
Abb. 18.2
Medianer Längsschnitt durch die linke Niere. Aus Tillmann (2009) Atlas der Anatomie. Springer, Heidelberg
Die normale Nierengröße beträgt:
Länge 10,0–11,5 cm,
Breite 5,0–7,0 cm.
Das Verhältnis der Breite von Parenchym zu Pyelon (auch PP‑Index ) beträgt
bei Personen <60 Jahren mindestens 1,7.
Bei Personen >60 Jahren gilt durch eine zunehmende Verschmälerung des Parenchyms ein PP‑Index von 1,1 als altersentsprechender Normalbefund (Parenchymbreite setzt sich zusammen aus dorsalem und ventralem Anteil).
Ureteren
Die Ureteren sind sonographisch bei normalerweise sehr geringer Flüssigkeitsfüllung nicht darstellbar.
Die normalen Uretermaße betragen:
Länge 25–30 cm,
Durchmesser 4–7 mm.
Harnblase
Die Harnblase ist nur im gefüllten Zustand ausreichend beurteilbar. Die Wanddicke liegt dann maximal bei 3 mm. Normalerweise ist sie mit echofreiem Harn gefüllt.
18.1.3 Gefäßstrukturen der Nieren und Harnblase
Nieren
Die Nierenarterien entspringen fast im rechten Winkel aus der Aorta kaudal des Abganges der AMS, die Nierenvenen münden nahezu rechtwinklig in die VCI. Die A. renalis dextra unterkreuzt die VCI, die V. renalis sinistra überkreuzt die Aorta knapp unterhalb des AMS‑Abganges.
Anordnung der Leitungsbahnen im Nierenhilus (von vorn nach hinten): Vene – Arterie – Ureter. ◘ Abb. 18.2
Harnblase
Der Zufluss erfolgt über Arterien aus der A. iliaca interna, der venöse Abfluss über den Plexus vesicalis in die V. iliaca interna. Der Lymphabfluss verläuft entlang der A. und V. iliaca interna und die Aa. umbilicales.
18.2 Wichtige pathologische Befunde
18.2.1 Harnstau
Vorbemerkungen
Die Abflussbehinderung des Urins ist zwischen dem Ureterabgang bis zur Urethra an jedem Ort möglich. Ein akuter Harnstau wird vorwiegend bei Nierensteinabgang, seltener durch Blutkoagel oder abgestoßene nekrotische Papillen ausgelöst.
Der chronische Harnstau hat vielfältige Ursachen:
Ureter: Strikturen, Urothelkarzinom, Kompression von außen z. B. bei retroperitonealer Fibrose oder Tumoren wie Lymphomen, Karzinomen des Uterus oder der Ovarien, Ureter duplex bei Doppelniere,
Harnblase: Blasenkarzinom, Blasenentleerungsstörung mit Überlaufblase, chronischer Reflux,
Urethra: Strikturen, Prostatavergrößerung, Urethralklappen (angeboren), Phimose.
Klinik
Bei akutem Harnstau kommt es zur Nierenkolik.
Der chronische Harnstau bleibt meist symptomlos, als Spätfolge ist Niereninsuffizienz möglich.
Sonographische Befunde
Eingeteilt werden 4 Schweregrade, abhängig von Dauer und Ausmaß der Druckerhöhung im Nierenbecken, ◘ Tab. 18.1, ◘ Abb. 18.3, ◘ Abb. 18.4, ◘ Abb. 18.5.
Tab. 18.1
Schweregraduierung des Harnstaus
Grad | Sonographischer Befund |
---|---|
Grad 0 | Normalbefund |
Grad 1 | Geringe Separation des zentralen Echoreflexes (reine Pyelektasie ), keine Kelcherweiterung, normale Parenchymbreite |
Grad 2 | Mäßige Separation des zentralen Echoreflexes, zusätzlich Kelcherweiterung (vereinzelt, bis max. 10 mm), normal breites Parenchym |
Grad 3 | Deutliche Separation des zentralen Echoreflexes, multipel erweiterte Kelche in allen Abschnitten, kein erhaltener Sinusreflex, normal breites Nierenparenchyms |
Grad 4 | Wie Grad 3 jedoch verschmälertes Parenchym, Endstadium als sog. Hydronephrose mit nahezu vollständigem Parenchymschwund |
Grad 0 | Normalbefund |
Grad 1 | Geringe Separation des zentralen Echoreflexes (reine Pyelektasie ), keine Kelcherweiterung, normale Parenchymbreite |
Grad 2 | Mäßige Separation des zentralen Echoreflexes, zusätzlich Kelcherweiterung (vereinzelt, bis max. 10 mm), normal breites Parenchym |
Grad 3 | Deutliche Separation des zentralen Echoreflexes, multipel erweiterte Kelche in allen Abschnitten, kein erhaltener Sinusreflex, normal breites Nierenparenchyms
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